1961 Fender Twin Amp
Der blonde Twin ist der zweit-seltenste Fender Amp überhaupt, nur 525 Exemplare wurden von 1960 bis 1963 gebaut. Nur vom braunen Vibroverb, dem ersten Fender Amp mit Reverb, wurden 25 weniger produziert. Den gab es aber auch nur ein Jahr (1963).
Zum Vergleich: vom Tweed Bassman 5F6(A) wurden in vier Jahren 4600 Stück gebaut, und vom 5E3 Tweed Deluxe sogar 11000 Exemplare in sechs Jahren. (Eine Übersicht mit Fender Amp Seriennumern und Stückzahlen findest Du HIER )
Meiner hat die Seriennummer 00140, einer von 125 Stück aus 1961. Der Twin war der einzigste Combo in Blonde Tolex, alle anderen Combos wurden mit Brown Tolex bezogen. Blonde war den Piggyback Amps vorbehalten: dem Tremolux, dem Bassman und dem Bandmaster. Und natürlich dem Flaggschiff der Fender Amp Reihe, dem Showman, dessen Schaltung mit dem Twin bis auf den Ausgangsübertrager identisch ist.
Allen gemein war die braune Frontplatte und natürlich das neuartige Design, bei dem die Regler nach vorne zeigen anstatt nach oben wie bei den Tweed Amps.
Die Oxblood Frontbespannung wurde Ende 1962 bei allen Fender Amps durch den gelblichen Wheat-Grillcloth ersetzt.
Der Twin war auch der einzige Combo mit Tilt Back Legs zum Schrägstellen, die braunen Combos mußten darauf verzichten. Und die ganz kleinen Princeton, Deluxe und Vibrolux hatten nicht mal das neue Fender Script Logo auf der Front.
Im Phasendreher und in der Endstufe änderte sich nicht viel. Die Gegenkopplung mit dem Presence-Regler wurde jetzt in den Phasendreher eingespeist, nicht mehr in die Klangregelung. Die Schirmgitterwiderstände wurden von 100 Ohm auf 470 Ohm vergrößert und die Gitterwiderstände von zwei Endstufenröhren wurden eingespart.
Im Netzteil wurde die Gleichrichterröhre durch Siliziumdioden ersetzt und die Anodenspannungen um ca. 35V reduziert. Die Vorstufe wurde durch einen größeren Widerstand besser entkoppelt und lief mit nur 250V statt 295V.
Ansonsten ist der Verstärker sehr original, alle Trafos datieren auf 1961 und alle Astron Caps sind noch vorhanden. Cap Job war schon gemacht und die neuen Elkos wurden sorgfältig in die alten Papphüllen eingeschoben. So macht man das! Blieb nur noch das Netzkabel durch ein dreiadriges zu ersetzen und den Death Cap abzuklemmen. Das ist sehr wichtig bei allen alten US-Amps, andernfalls besteht Lebensgefahr.
Der Zustand ist bis auf einen Kratzer in der Frontbespannung als Mint einzustufen. Kaum zu glauben, dass der alte Knabe dieses Jahr 62 Jahre alt wird!
Keine Sorge, der blaue Aufkleber auf der Rückwand weist ihn als Inventar-Nummer 12658 aus, die Jungs haben also noch ein paar Amps und Gitarren 😉
1953 Gibson Les Paul
Die goldene Paula hab ich schon eine Weile in meiner Sammlung. Sie stammt von einem guten Kunden, der aus gesundheitlichen Gründen mit dem Gewicht nicht zurecht kam und nur noch superleichte Gitarren spielen kann. Daher wollte er sie hier in der Lounge verkaufen, was ich natürlich nicht zulassen konnte.
Witzig ist, dass ein anderer Stammkunde die Gitarre als genau die wiedererkannte, die er Ende der Achzigern aus San Diego mitgebracht hatte. Die (Gitarren-) Welt ist doch ein Dorf!
Bei den frühen Les Pauls verlaufen die Saiten wegen des flachen Halswinkels unter dem Trapez-Tailpiece, was ein Abdämpfen der Saiten mit dem Handballen unmöglich macht. Deswegen wurde dieses Exemplar, wie viele andere auch, auf die 54er Specs umgebaut. Die Wraparound Bridge macht die Gitarre spielbar und erhöht das Sustain deutlich. Der Schatten des alten Trapez-Tailpiece ist gut zu erkennen.
Für den Umbau wurde eine 4 zu 2 kompensierte Lightning-Bridge verwendet und flach geschliffen. Oft wurde stattdessen der Halswinkel der Gitarren verändert, was aber meist eine Neulackierung nach sich zog. Und den Einfluss einer Neuverleimung des Halses kann niemand so recht einschätzen.
Ansonsten hat die Lady die letzten 70 Jahre bis auf einen leichten Knacks an der Kopfplatte und einen Riß in der Decke zwischen zwei Potis gut überstanden.
Twin und Paula ergeben zusammen ein wahres Dream-Team. Der Amp hat mehr als genug Energie, um die tiefen Saiten knackig wiederzugeben. Andererseits haben die alten Brownface Amps diesen süßen Ton, der einen dahinschmelzen läßt. Das Harmonic Tremolo ist in der Intensität ein bisschen schwach, da muß ich wohl nochmal dran. Aber auch so erkennt man, wie intensiv und räumlich die Modulation ist. Macht wirklich Spaß!
Wie immer gilt: NFS (not for sale)