+49 (0)8141 88869 71 | Mo-Fr: 10-12/14-18, Sa: 10-14 info@cptgl.com

Miss Oktober 2024

 Der Sommer ist vorbei und ich hab den Blues.
  Das ist aber nicht weiter schlimm wenn man eine ES330 und einen Fortune Amp hat!

 Wie, Fortune Amp, was issn das?
Dazu muss man ein bisschen zurückgehen in der Zeit, ans Ende der siebziger Jahre in Kalifornien.
Ein gewisser Jim Kelley, zuvor Techniker bei MusicMan, gründete in Tustin, südlich von Los Angeles, die Firma Active Guitar Electronics. Mit dem Startkapital aus dem Verkauf seines Alembic Basses mietete er sich in der Werkstatt von Dale Fortune ein und reparierte dort Röhrenverstärker. Ein Ampeg SB12 soll ihn zu seinem ersten eigenen Verstärker inspiriert haben, dem Fortune Amplifier.

Aumerksamen Lesern geht jetzt ein Licht auf, denn einen dieser Jim Kelley Amps hab ich hier an dieser Stelle vor genau zwei Jahren vorgestellt. LINK
Dieser hier mit Seriennummer 90019 ist der 19. Verstärker aus 1979 und damit gut drei Jahre älter als mein Kelley Reverb. Und noch viel seltener.
Das Grundprinzip ist jedoch gleich: Eine Endstufe mit vier 6V6 und einem Split Load Phasendreher wird aus einer Vorstufe mit drei Trioden derart angefahren, dass sich ein süßlicher, violinenartiger Ton einstellt der süchtig macht. Und das mit einer unglaublichen Dynamik und leider auch mit einer unglaublichen Lautstärke. Denn im Gegensatz zu den Kollegen seiner Zeit setzt Jim Kelley auf eine Konstruktion ohne Preamp-Overdrive und Kanalumschaltung und die Verzerrung passiert ausschließlich in der Endstufe. Am Besten klingt es wenn man Manns genug ist den GAIN Regler über 5 aufzudrehen. Dann setzten die Oberwellen ein, es weht einem die Haare vom Kopf, und man versteht das Prinzip.

Die Schaltung des Vorverstärkers ist eine Mischung aus Fender und Hiwatt, ebenso genial wie effektiv und Dank der Baxandall Klangregelung zudem überaus flexibel. Um aus vier 6V6 fette 60Watt herauszukitzeln ist allerdings eine Anodenspannung von über 480V nötig, was weit außerhalb der Spezifikation der allermeisten 6V6 liegt. Nur die alten Sylvania und die Aktuellen JJ 6V6S halten das länger als eine Viertelstunde aus. Und natürlich die Bendix 5992, die in der Cruise Missile verwendet wurden, und von denen Larry Grohmann mir anlässlich meines ersten Jim Kelley Amps ein Quartett aus seiner Aservatenkammer überlassen hat. Vielen Dank nochmal und beste Grüße!

In diesem Exemplar wohnt ein Quartett Sylvanias, sollte also eine Weile halten. Um die gebotene Leistung in Schallwellen umzuwandeln steht ein JBL K120 bereit, der einerseits mit seinem guten Wirkungsgrad die Lautstärke weiter nach oben treibt und andererseits durch seinen üppigen Alnico Magnet den Amp gewichtsmäßig in die Boogie-Liga hebt. Jedenfalls sorgt er für stabile Bässe und durch seine Alu-Kalotte auch für schillernde Höhen.

Bleibt noch zu erwähnen, dass trotz der geringen Anzahl gebauter Jim Kelley Verstärker viele Künstler wegweisende Aufnahmen mit diesen Verstärkern auf Vinyl gebannt haben. Lee Ritenour, Toto, Larry Carlton, Carl Verheyen, Alan Holdsworth und Mark Knopfler sind nur einige wenige aus der langen Liste.

So, jetzt aber zur Lady in diesem Centerfold. Man sagt ja immer die roten hätten zehn PS mehr! Und das ist nicht nur bei der Scuderia Ferrari so, sondern auch bei dieser ES330TDC aus 1967.

Die Gitarre stammt von einem Sammler am Bodensee und überzeugt nicht nur durch ihr makelloses Äußeres, sondern auch mit ihrem süssen, räumlichen und perkussiven Ton. Zudem stammen wir aus dem gleichen Baujahr und verstehen uns schon von daher blendend.

Wie zu dieser Zeit üblich sind die Reiter der ABR Brücke aus Nylon und die Pickupkappen nicht mehr aus schwarzem Bakalit sondern verchromt. Der Halsübergang ist schon am 16. Bund und nicht wie bei der ES335 am 19. Bund, und das trotz gleicher Mensur. Das macht die Gitarre etwas handlicher und der hohle Body ohne Sustainblock fördert das Feedback je nach Lautstärke und der Stellung zum Verstärker. Das macht richtig Laune!

Zusammen werden mir die beiden durch die kalte Jahreszeit helfen und der Blues kommt aus dem Amp und verschwindet aus meinem Kopf. Kann ja auch nett sein mit einer Tasse Bourbon und einer hübschen roten. Und der Röhrenverstärker macht schön warm.

0
    0
    Shopping Cart
    Your cart is empty