Captain Amp Mods
Marshall DSL20HR
Der DSL20 ist seit Anfang 2018 auf dem Markt und der Nachfolger des DSL15 – Marshall hat vermutlich auf die Rückmeldungen zum DSL15 reagiert und die neue Version mit den Features ausgestattet, die vorher schmerzlich vermisst wurden: Reverb und Effektweg! Die DSL typische Kanalaufteilung wurde beibehalten, der EQ wurde um einen Resonance-Regler erweitert und der neue Standby-Schalter mit Hi-Low-Funktion, bekannt aus der Studio-Serie, wurde auch mit aufgenommen. Dabei ist der Deep-Switch, sowie die Pentode-Triode-Umschaltung weggefallen.
Neuerungen in der Endstufe
Auch in der Endstufe hat sich was getan, hier arbeiten jetzt zwei EL34 mit Kathoden-Bias, statt der zwei 6V6 im DSL15. Neben der Endstufe ist auch die Vorstufe röhrenbetrieben – „Vollröhrenverstärker“ möchte ich jetzt nicht schreiben, da der Reverb und der Effektweg über ein DSP gesteuert werden und das Signal darüber läuft – aber die tonbildenden Elemente sind röhrengetrieben und das macht es aus! Headphone out & MP3 in sind ebenso zwei moderne Features, die gerne genommen werden, vor allem zu Hause und bei einem Übungsverstärker.
Und die ganze Kiste gibt es, Stand 2023, neu als Head für 440€. Eigentlich unfassbar. Klar, die ganze DSL-Reihe ist „made in Vietnam“, aber mit soliden Bauteilen und bekanntem englischem Design. Als Topteil heißt er DSL20HR, als Combo DSL20CR – intern sind die Verstärker identisch.
Zwei Indizien lassen sich übrigens auf dem Verstärker finden, die dem DSL20 als Nachfolger des DSL15 entlarven:
Auf der Rückseite der ersten Modelle ist die Leistungsangabe von 20 Watt (über der Lautsprecherausgängen) mit einem Schild aufgeklebt, darunter befindet sich die Leistungsangabe: 15 Watt. Außerdem lautet die Beschriftung der Hauptplatine im Inneren bis Revision V7: „DSL15M2“, also DSL15 Mark 2. Das als Vorgeschichte.
Lange genug im den heißen Brei herumgeredet: Natürlich gibt es auch wieder ein paar Punkte, die wir anders machen würden – eh klar!
Verbesserungspunkte
Wer einen DSL20 besitzt wird relativ schnell auf ein paar Punkte aufmerksam und wer keinen sein Eigen nennt und über den Kauf nachgedenkt – hier unsere Ansatzpunkte:
- Kanalabstimmung
- Regelweg Clean Kanal
- Tone Stack Shift-Button
- Zwei Versionen, FX+Reverb
- HI-Low-Power Switch
- #tl;dr
Leider typisch für die ganzer DSL-Reihe sind die beiden extrem unterschiedlichen Kanäle. Auch der DSL20 ist hiervon betroffen. Der Classic-Gain-Kanal schafft es kaum bis in den Crunch, der Gain-Regler greift eigentlich nur im Bass Bereich ein, d.h. der Ton wird nur dicker und nicht verzerrter. Schnell ist man bei 10 angelangt und dann ist leider Schluss. Also auf den Ultra-Kanal wechseln! Dort geht dann sowas von der Punk ab, dass man sich ungern über 12Uhr bei der Gain-Stellung traut. Wo ist das Mittelmaß? Wo sind die „alten“ klassichen Rock-Sounds die den Hersteller so berühmt gemacht haben? Diesen Sound sucht man leider vergebens…
Außerdem ist der Verstärker im Vergleich zu anderen Modellen etwas undynamisch und reagiert relativ langsam auf den Saiten-Attack, vor allem bei größeren Lautstärken. Der DSL15 war damals viel rockiger.
Neben der „komischen“ Abstimmung des Classic-Gain-Kanals fällt auf, dass er sich schwer auf geringe Lautstärken einstellen lässt. Selbst im unteren Einstellbereich ist man sehr schnell relatv laut, dafür passiert ab 12Uhr bei beiden Regler relativ wenig. Schade.
Auch hier bin ich mit der Auswahlmöglichkeit nicht einverstanden. 70% der Tonänderung kommt durch eine Reduzierung des Mitten-Anteils – dafür ist aber eigentlich der Mittenregler gedacht. Wenn ich weniger Mitten möchte, dreh ich den Regler zurück – dazu braucht es keinen Knopf. Da lässt sich doch mehr raus holen…
Bei der Implementierung des Reverb scheiden sich anscheinend die Geister bei Marshall: Denn in der kurzen Zeit gibt es bereits zwei Versionen des DSL20, beide problembehaftet:
1.Version: Volumenregler vor DSP-Board. Amp rauscht bei Volumen 0. Bei angeschlagener Saite und Reverb auf 100% kann man die Hallfahne nicht über den Volumenregler wegdrehen (hier muss man schnell sein). Diese Version ist die „neuere“, eigentlich bessere Variante.
Vorteile: Effektwegpegel ist Kanal-Volumen und nicht rein vom Gain-Regler abhängig. Ebenso verhält es sich mit dem Kopfhörerausgang.
Nachteile: Amp rauscht.
2. Version: Volumenregler nach dem DSL Board. Hier lassen sich fast alle Nebengeräusche wegdrehen und auch die Hallfahne ist volumenabhängig.
Vorteil: Amp rauscht nicht.
Nachteile: Lautstärkeprobleme im Effektweg und beim Kopfhöhrerausgang.
Eigentlich ein cooles Feature, der Standby-Schalter lässt zwischen 10 und 20 Watt Ausgangsleistung auswählen. Dabei wird die Anodenspannung der Endstufenröhren umgeschaltet, durch die Kathoden-Bias-Schaltung regelt sich der Ruhestrom automatisch nach. Um den gewünschten Effekt zu bekommen ist allerdings ein bisschen nachgeholfen worden: in der Low-Stellung wird außerdem der Pegel reduziert. Das kann man aber auch mit dem Volumen-Regler machen und braucht keinen Knopf dazu. Die geänderte Anodenspannung hat nur einen 20%tigen Anteil der tonalen Änderung, der Rest ist die Lautstärkeabsenkung.
Kanal1 zu wenig, Kanal 2 zu viel Gain. Tone-Shift uneffektiv. Rausch- und Lautstärkeprobleme je nach Version. Power-Switch geht auch besser.
Modifikationen
Genug beschwert, was kann man machen?!
Vorstufen-Mod: Wir bauen die Vorstufe um! Also richtig und nicht nur ein bisschen Bauteiltauscherei. Die fehlende Kathodenfolgerschaltung (die eigentlich alle Marshalls verbaut haben) wird nachgerüstet, dadurch bekommen der Classic-Gain Kanal mehr Gain und zerrt schon richtig. Der Ultra-Kanal bekommt im gleichen Zuge weniger Gain und schließt dann lückenlos an den ersten Kanal an. Beide Kanäle gehen dann Richtung Klassik-, Hard-Rock, das „Ultra“ fällt raus. In diesem Zug tauschen wir die Potentiometer im Classic-Kanal, damit er sich richtig regeln lässt.
Choke-Mod: Die Drossel muss rein – Punkt! Mehr Dynamik, mehr Saitentrennung, weniger Kompression. Klingt leider viel zu gut um wahr zu sein, ist es aber – also gut UND wahr!
Tone-Stack-Mod: Wir verbauen die zwei klassischen Tone-Stack-Schaltungen, die mittels des Druckschalters umgeschaltet werden können. Die vorhandene Umschaltung wird teilweise entfernt, da redundant zum Mittenregler. Die Stellung unterscheiden sich im Anteil des Mittenspektrums, also in der Fülle des Tones. Super um den Unterschied zwischen Single Coil und Humbucker anzupassen.
Master-Mod: Wie zuvor genannt gibt es zwei Versionen des DSL20, beide haben Nachteile. Die Version1 ist dabei die aktuelle und bessere Schaltung, rauscht aber leider mehr. Um das Nebengeräuschverhalten zu reduzieren und zudem die tonale Vielfältigkeit zu erhöhen verbauen wir einen PPIMV, mit dem man die komplette Lautstärke des Verstärkers kurz vor den Endstufenröhren reduzieren kann.
Fixed-Cathode-Bias: Zum Schluss wird es noch ein bisschen speziell. Der DSL20 hatte mir immer zu viel „Sag“, war also nicht spritzig/rockig genug. Neben der fehlenden Drossel (Choke-Mod) ist dafür die Kathoden-Bias-Schaltung verantwortlich. Abhilfe schafft hier der Umbau auf Fixed-Bias der Endstufenröhren. Die Leistungsreduzierung (10/20-Watt) funktioniert allerdings nur mit der Kathoden-Bias-Schaltung, es muss sich automatisch nachregeln. Da die Umschaltung selbst, wie oben geschrieben, nur einen Kompromiss darstellt, trennen wir uns von der Originalschaltung und kombinieren einfach beide Sachen:
High: Fixed-Bias mit hoher Anodenspannung
Low: Kathoden-Bias mit niedriger Anodenspannung
Das schafft im High-Modus ordentlich Attack und volle Leistung. Im Low-Modus wird es bluesiger und weicher, die maximale Leistung ist reduziert, aber die Lautstärke wird beim Umschalten nicht merklich weniger – dafür hat man den Master-Regler.
KOMPLETTPAKET
- Vorstufen-Mod
- Tone-Stack-Mod
- Choke-Mod
- Master-Mod
- Fixed-Cathode-Bias
397,00 €
EINZELNE MODIFIKATIONEN
Vorstufenmod
Wie oben beschrieben: Anpassung der Kanäle, Soundverbesserung ohne zusätzlichen Schick-Schnack.
147,00 €
Choke – Mod
Nachrüsten einer Drossel im Netzteil – der Sound wird dynamischer, die Zerre cremiger. Die Reaktion des Verstärkers wird direkter.
67,00 €
Tone-Stack-Mod
Umbau auf zwei unterschiedliche Tone-Stack Konfigurationen.
57,00 €
Master-Mod
Zusätzlicher Master Regler in der Endstufe, um die Gesamtlautstärke des Verstärkers einstellen zu können.
87,00 €
Fixed-Cathode-Bias Umschaltung im Standby-Schalter
High: Fixed-Bias mit hoher Anodenspannung
Low: Kathoden-Bias mit niedriger Anodenspannung
Mit Zusatzplatine im Amp.
127,00 €
Inspektion Röhrenverstärker
Vor der Modifikation sollte der Verstärker eine Inspektion erhalten.
Inspektionsumfang
67,00 € – 127,00 €
KOMMENTARE
Hallo Anselm,
also, kurz gesagt, ich bin begeistert über die Modifikationen des DSL 20!
Der größte Unterschied zu vorher ist beim Classic Gain Kanal: Clean gespielt (Gain auf ca. 9 – 10 Uhr) klingt er sehr natürlich, wuchtig und hat vor allem nicht mehr diese hohen Spitzen. Vorher war der eigentlich unbespielbar. Allerdings, wenn man den Gain Poti voll aufdreht, verliert er etwas an Dynamik. Aber da ich diese Einstellung nie benutzen werde, ist sie zu vernachlässigen. Umso erstaunlicher ist diese 9 Uhr Einstellung beim Ultra Gain Kanal. Dieser Crunch-Sound haut mich um, Wahnsinn! Voll aufgedreht klingt es dann einfach nur noch „Wow“! (Schade, dass es da keinen Knopf zum Umschalten für diese beiden Einstellungen im Ultra Gain Kanal gibt.) Vorher klang beim DSL 20 alles so „digital“, jetzt so, wie ein Marshall einfach klingen sollte. Die Modifikationen haben sich für mich sehr gelohnt! Danke!
Und kurz danach:
….ich muss Abbitte leisten. Auch der Classic Gain Kanal klingt, wenn ich Gain auf ungefähr 1 Uhr stelle, einfach atemberaubend! So, wie du es auch beschrieben hast, ist es ein perfekter Übergang zum Ultra- Gain Kanal. Der DSL 20 hat jetzt einen phantastisch klingenden Clean-Sound, einen phantastisch klingenden Crunch-Sound und einen phantastisch klingenden High-Gain Sound (man müsste jetzt nur noch zwischen den 3 Sounds hin- und herschalten können). Ich bin mehr als zufrieden und richtig süchtig auf den DSL 20 geworden.
Ich habe den kompletten Mod an meinem DSL 20 machen lassen. Alle Mods machen das wie auf der Seite vom Captain beschrieben. Insbesondere macht der Master-Mod echt viel Sinn und macht nun das System echt gut. Man kann jetzt beide Kanäle so einstellen wie man will und dann die Gesamtheit schön regulieren. Vorstufen-Mod, Choke-Mod und Tone-Stack-Mod sind der Hammer. Jetzt klingt das schon nach „klassischem“ Marshall. Das Sahnehäubchen ist dann noch die Bias Anpassung.“ Ich spiele eine Tele und eine P90 Doublecut. Mit meinen minimalen Tretminen passe ich die Gitarren an und kann direkt wechseln ohne am Amp rumzuschrauben. Den Lautstärke Unterschied mach ich sowieso an der Gitarre und nicht mit einem Volume-Padl. Resümee: sehr empfehlenswert! Auch das Ganze ist echt den Preis wert.
Christian
FAQ
Wie bestelle ich?
Da die Modifikationen sehr individuell sein können, schreib uns doch einfach eine Nachricht oder ruf in der Werkstatt an.
Dann klären wir alle offenen Fragen und leiten dich durch das Modifikationsprozedere.
Wenn du schon genau weißt, was du haben möchtest, dann reicht es, wenn du den Verstärker gut verpackt zu uns schickst und einen Anlieferungszettel ausfüllst und beilegst.
Natürlich kannst Du ihn auch persönlich in der Lounge abgeben.
Wie lange dauert es?
Je nach Modifikationsumfang und aktueller Auslastung etwa ein bis vier Wochen.
Gern geben wir am Telefon oder per Email eine genauere Zeitabschätzung ab.
Wie sieht es mit der Gewährleistung/Garantie aus?
Wenn der Verstärker noch in der Herstellergarantie ist (üblicherweise 2 Jahre), erlischt diese, sobald wir einen Eingriff vornehmen.
Für unsere Leistungen gilt die gesetzliche Gewährleistung von einem Jahr.
Aber auch danach stehen wir mit Rat und Tat zur Seite wenn es ein Problem gibt.
Ich brauche etwas Spezielles
Seit 2010 reparieren und modifizieren wir Verstärker und haben jede Menge Erfahrung.
Praktisch jeder Verstärker war schon mal auf unserer Werkbank und hunderte Modifikationen wurden durchgeführt.
Teil uns per Email oder am Telefon Deine Wünsche mit, ich bin sicher wir haben eine Lösung parat.