In dieses Projekt sind so viele Gedanken und Entwicklungen geflossen, wie in kein anderes unserer Amp-Projekte. Wir wollen euch an unseren Gedanken zu diesem Meilenstein teilhaben lassen, deshalb versuchen wir euch den Weg dieses Verstärkers genau zu erklären. Auch wenn es ein bisschen lang wird….
Darum geht es eigentlich
Wir wollten einen Verstärker kreieren, den man gefühlt schon Jahrzehnte kennt, obwohl man ihn zum ersten Mal hört. Wie eine spontane Bekanntschaft, bei der man nach zwei Minuten schon das Gefühl hat, man wäre zusammen zur Schule gegangen. Wie ein Kumpel, mit dem man durch Dick und Dünn gehen kann und der einem immer zur Seite steht – einen „Buddy“ eben!
Aber so ein Projekt braucht Zeit und den richtigen Ansatz. Wer öfters auf unserer Homepage unterwegs ist weiß, dass wir gerne in der kalifornischen Ecke unterwegs sind – Amp-technisch gesehen. Durch Restaurationen von Verstärkern aus den 50s und 60s und aus Modifikationen aller möglichen Wiederauflagen dieser Amps haben wir viel über den alten Ton und die verwendeten Komponenten lernen können. Dieses Kow-How fliesst aktuell schon in unsere Captain Amps, v.a. aus der Captain Repro-Serie, bei denen wir schon richtig nah an den alten Sound rankommen. Auf diesem Nährboden wuchs über viele Monate das Captain Buddy Amp-Konzept.
Zwei Herzen in unserer Brust
Die Suche nach dem alten Ton ist der eine Teil, der großen Einfluss auf dieses Projekt hatte. Aber sind wir mal ehrlich: Zeiten ändern sich, die Ansprüche werden größer und viele moderne Features werden in den alten Amps schmerzlich vermisst. Für Puristen gilt natürlich nach wie vor: „old is gold“, das wird auch nicht in Frage gestellt. Aber irgendwann muss man sich von den Fesseln der Vergangenheit lösen.
Oder anders ausgedrückt: Das Rad kann nicht neu erfunden werden, aber Leichtmetallfelgen mit Niederquerschnittsreifen auf einem Oldtimer haben auch ihre Vorteile.
Der Buddy ist unser Versuch, den alten Ton und die alte Technik in ein neues Zeitalter zu überführen: Wir nehmen die Teile, die wir alle kennen und lieben, und verbinden sie mit Features, die damals (noch) nicht gewünscht oder schlichtweg unbekannt waren.
Die Ausgangsbasis
DER Comboverstärker schlecht hin: der Blackface Deluxe Reverb. Geliebt wegen seines weltberühmten Clean-Kanals, dazu verpackt in ein kompaktes Gehäuse und mit einem 12“ Lautsprecher ausgestattet, verbindet er bereits drei erstrebenswerte Eigenschaften. Mit Reverb und Tremolo erhält man nützliche Funktionen, die aber nicht unbedingt benötigt werden – aber was drin ist, ist einfach drin, ob man es braucht oder nicht. Eine echte Verschwendung hingegen ist der zweite "Normal"-Kanal, den so gut wie niemand in der heutigen Zeit verwendet – und vermutlich damals schon nicht verwendet hat. Wahrscheinlich ein Relikt aus alter Zeit, als es neben dem "Instrument" noch einen "Mic"-Eingang gab, um parallel zur Gitarre noch ein Mikrofon anschließen zu können. Da gibt es kein Tremolo und keinen Reverb, schade eigentlich.
Viel mehr gefragt wäre hier ein zusätzlicher Kanal, kein zusätzlicher Eingang. Aber die Erfindung einer Kanalumschaltung stand damals vermutlich nicht auf Leo's To-Do-Liste. Andere Amp-Pioniere wie z.B. Mr. Randall Smith waren da Anfang der siebziger Jahre schon viel weiter….
Mit seinen gut 20 Watt Ausgangsleistung bietet der Deluxe Reverb ausreichend Lautstärke für die meisten Gelegenheiten. Die Erfahrung zeigt aber, dass eine größere Endstufe mit 6L6 Endstufenröhren ebenso gut funktioniert und, neben der mäßig erhöhten Lautstärke, ein ordentlichen Pfund Schub im Bassbereich zur Verfügung stellen kann. Es geht um Energie, Drehmoment aus Hubraum.
Unser neuer Ansatz
Zuerst einmal wird die "Vintage-Zwangsjacke" abgelegt und der Geist geöffnet – Innovation ist hier genauso gefragt, wie das große Repertoire an gesammelten Kundenwünschen über die Jahre. Was braucht es für einen Deluxe2.0?
An erster Stelle, ganz klar: Wir brauchen einen ordentlichen Zerrkanal als Pendant zum klassischen Cleankanal! Der neue Kanal sollte aber nicht nur ein etwas heißer abgestimmter Clean-Kanal sein, sondern muss ordentlich rocken können. Viele Modifikationsanleitungen im www geben da Tipps, wie man ein Quäntchen mehr Gain aus den alten Kisten rauskitzeln kann. Aber das reicht hier bei Weitem nicht. Folglich verwenden wir den ersten Eingang, der normalerweise parallel zum zweiten läuft, und schalten ihn seriell, also in Reihe (vereinfacht gesprochen) – wobei nicht benötigte Teile überbrückt werden. Der Clean-Kanal bleibt unberührt und im Zerrkanal geht gleich richtig die Post ab!
Die beiden Kanäle sind die Basis des Captain Buddy Amps, aber hier fängt es erst an: Was soll noch alles rein?
Reverb, Tremolo, ein Presence-Regler … ein Effektloop wäre auch noch schön. Oder doch kein Tremolo sondern eher ein Mastervolumen, vielleicht sogar schaltbar?… Ihr seht: die Möglichkeiten sind mannigfaltig und die Wünsche sehr individuell. Und schlussendlich ist alles auch eine Frage des Geldbeutels.
Die logische Konsequenz ist eine Modullösung, bei der man sämtliche Features beliebig und ohne Rücksicht auf Wechselwirkungen zusammenstellen kann.
DAS ist das Buddy-Konzept!
Der Grundverstärker verfügt über die oben genannte Röhrenbestückung, enthält zwei umschaltbare Kanäle (das Herzstück) und ist natürlich mit Mercury Magnetics Transformatoren bestückt. Einfach weil wir keine besseren Trafos gefunden haben. Und auch alle anderen Bauteile sind sorgfältig ausgewählt. Eine Rotstift gab es bei der Entwicklung nicht, es kam rein was notwendig war, um die gewünschte Soundvorstellung zu erreichen.
Die Gleichrichterröhre des Deluxe wurde durch eine Diodengleichrichtung ersetzt, das schafft mehr Zuverlässigkeit und macht das Netzteil straffer.
Wer dennoch nicht auf die Kompression einer Gleichrichterröhre verzichten möchte ordert den CTRE, den Captain Tube Rectifier Emulator. Er verhält sich wie eine Gleichrichterröhre, das heisst bei höheren Lautstärken liefert das Netzteil beim Anschlag nicht genügend Strom. Der Ton komprimiert und blüht dann auf, wenn wieder genügend Strom nachgeliefert wird. Nur ohne Röhrenverschleiss und Wärmeentwicklung.
Apropos Wärmeentwicklung: Im Buddy arbeitet ein Lüfter, der die Röhren thermisch bei Laune hält. Es geht natürlich auch ohne Lüfter, hat die letzten 60 Jahre auch funktioniert. Aber die Lebensdauer aller Bauteile steigt einfach, wenn sie nicht so heiss werden. Dabei ist der Lüfter völlig geräuschfrei, fällt garnicht auf.
Der Captain Buddy ist in Vollröhrentechnik aufgebaut und besitzt keine Halbleiter im Signalpfad – das heißt auch, dass die Kanalumschaltung, wie auch alle anderen Schaltfunktionen, per Relais, also per Schaltkontakt, erfolgen. Eine Relaisschaltung ist leider nur zu 98% "knackfrei" ausführbar und die letzten zwei Prozent Nebengeräusche sind umso ärgerlicher, je mehr Reverb oder Delay im Effektweg hängt. Da hält sich der "Knack" womöglich mehrere Sekunden. Auch hier haben wir eine Lösung: Eine automatische Pegelreduzierung, also ein "Muting", für einige Millisekunden beim Kanalwechsel unterdrückt das Knacken. So bleibt auch der Effektweg nebengeräuschfrei und das Sounderlebnis wird nicht getrübt.
Ihr seht, wir haben an alles gedacht.
Und wer jetzt Lust auf einen neuen Buddy bekommen hat, kann ihn sich hier im Konfigurator zusammenstellen. Neben der Auswahl der Module kann man auch Tolex, Frontbespannung und Griff auswählen. So kann man auch optisch Akzente setzten und seinen Buddy selbst designen. Neben den bekannten Standard-Bezügen gibt es eine Reihe echt abgefahrene Custom-Varianten, die Deinen Buddy zum exclusiven Einzelstück machen.
Wenn dich das alles überfordert komm einfach zu uns in die Lounge oder ruf an, dann besprechen wir Dein Buddy Projekt, helfen Dir bei der Konfiguration und zeigen Dir die schier unbegrenzten Möglichkeiten.
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